Geschichten


Die folgenden Geschichten wurden uns mit freundlicher Genehmigung der jeweils erwähnten Verfasser zur Verfügung gestellt.

 

Harener Püntker

Harener Kirmes

Die Jakobsleiter

Ein Harener im Himmel

Bilder aus der Jugendzeit

Neujahrshörnchen

Gespenster und  böse Geister auf der ...

Tag des öffentlichen Denkmals ...

De Möppske Wind

Die frühen Winter

Die Geschichte der Harener Schifffahrt

Die Harener und das "H"

De Handwagen

 

Harener Püntker
Von Bernhard Jüngerhans


Denkmal für die auf See gebliebenen Schiffer von Haren
Die Mutter zeigt den Kindern die Himmelsrichtung zum Papa


1. „Wo ist der Papa“? fragt die Tochter am Morgen,
sie ist zwar erst sechs, doch macht sich schon Sorgen.
Die Mutter zeigt südwärts, „in weiter Ferne,
ist Papa bei Schleuse 7 in Herne.
Dann bringen sie Steine vom Piesberg zur Küste,
Wann er kommt ? Ja, wenn ich das wüßte.“

2. Die Tochter sagt traurig: “ich hab’ ihm versprochen,
ich werde was Leckeres für ihn kochen.
Du hilfst mir bei seinem Leibgericht?
Erbsensuppe kann ich alleine noch nicht.“
Sie flicken die Wäsche, sie stricken und warten,
für Papa wächst frisches Gemüse im Garten.

3. Und die Pünte, die geigt im Kanal hin und her,
das Steuern des Schiffes fällt Papa so schwer.
Von morgens bis abends, nur geradeaus,
’ne Kanne voll Kaffee treibt Müdigkeit raus.
Die Sorgen an Bord, die machen sich breit.
Ach, wär für Familie und Haus doch mehr Zeit.

4. Kanalfahrt ist immer eintönig und mies.
Doch jetzt geht’s Fluß abwärts durch’s Versener Paradies,
Die Landschaft der Ems, urwüchsig und schön,
in sandigen Buchten sind Fischschwärme zu seh’n.
Schlehen und Kiefern, Heide und Sand,
Kristallklares Wasser, ein Reiher am Strand.

5. Vom nahen Moor klingt der Lerchen Weise,
Brachvogel und Kiebitz begleiten die Reise.
Und weiter muß er, tagein, tagaus,
immer nur fahren, ist kaum zu Haus.
Die Lieben daheim, die warten schon lange.
Nachts ist’s der Frau manchmal angst und bange.

6. An Bord der Pünte herrscht karges Leben,
meist wird es Sauerkraut, Fisch oder Pökelfleisch geben.
Frachtrate zu niedrig, davon träumt er bei Nacht,
das hat er sich eigentlich anders gedacht.
“Noch ein paar Reisen mit diesem Kahn,
dann schaff ich ’nen größeren Segler mir an.“

7. „Wo ist der Papa?“ der Sohn fragt betroffen,
die Mutter macht’s Fenster nach Westen weit offen.
fern in Holland liegt der Hafen von Lemmer.
Dort warten die Schiffe bei Schlechtwetter immer.
Die Mutter bemerkt wie der Sohn in sich kriecht,
wenn Papa verunglückt, das verkraftet er nicht.

8. Der schuftet derweil für Familie und Haus,
der Sohn läuft zur Ems und schaut nach ihm aus.
„Papa, komm endlich“, doch es kommt nur ’ne Träne,
das will er nicht zeigen und beißt auf die Zähne.
Er ist doch schon zehn und reitet alleine,
das Treidelpferd heim ohne Sattel und Leine.

9. „Wo ist der Papa?“ fragt die Tochter schon wieder.
Die Mutter, trotz schmerzender Rheumaglieder,
mit einem Lächeln nach Osten zeigt:
„Du weißt, wo morgens die Sonne aufsteigt,
das ist die Richtung nach Vegesack,
dort laden sie Weizen, zweitausend Sack.“.

10. Und die Mutter vor Freude zu singen beginnt,
für Haren ist das Getreide bestimmt.
In der Mersmühle soll es gemahlen werden.
Der Sohn ist der glücklichste Mensch auf Erden,
denn es sind Ferien und er darf sofort
von Haren aus mitfahren bei Papa an Bord.

11. Ihm ist vor keinerlei Arbeit bange,
spleißen und wriggen, das kann er schon lange.
Morgens vorm Frühstück schrubbt er das Deck,
dann schmeckt ihm das Rührei mit Schwarzbrot und Speck.
Nun hilft er dem Papa die Pünte steuern,
er könnte schon richtig als Schiffsjung anheuern.

12. Wie steht der Wind, ist der Segeltrimm gut?
Das braucht er nicht lernen, das hat er im Blut.
Ein großes Erlebnis für’n kleinen Mann:
sie legen im Hamburger Hafen an.
Dann nehmen sie Hafer für Ipswich über,
der Sohn will partout nach England mit rüber .

13. Doch Papa bleibt hart, denn die Ferien enden,
er schickt ihn nach Haus mit dem Eilzug von Emden.
Der Wetterbericht meldet Sturm aus Nordwest,
vorsorglich zurrt Papa an Deck alles fest.
Das Schiff wird gepflegt beim Warten im Hafen,
nachts kann man endlich mal ausgiebig schlafen.

14.„Wo ist der Papa“? fragt der Sohn bang am Morgen,
die Mutter zeigt ihm die Richtung nach Norden :
“der ist noch in Emden, doch der Wind flaut ab.“
An Bord der Pünte kommt man in Trab.
Ein kräftiges Frühstück, ein frommes Gebet,
hol durch die Fockschot, bis das Segel gut steht.

15. Günstigen Ebbstrom findet das Schiff,
dann Dünung aus Norden bei Borkumriff.
Die drückt auf die Fahrt, er verliert einen Tag.
Drohend folgt eine Wolke der anderen nach.
Der Wind müßte bald drehen, das tut er sonst immer,
doch statt zu drehen wird er nur schlimmer.

16. Die Wache wird lang im Kampf mit der See,
hartnäckig giert der Bug Richtung Lee.
Am Abend bricht früh die Dämmerung herein,
Hunger und Kälte mit ihr im Verein.
Die Nordsee, die Mordsee, sie wütet und grollt,
die Nacht wird furchtbar, das Schiff stampft und rollt.

17. Am Morgen wächst der Sturm zum Orkan,
die Männer binden am Schiff sich fest an.
Machtlos sind sie und völlig entsetzt,
als eine Orkan-Bö das Großsegel zerfetzt.
Wasser und Wind in grausigem Spiel,
haben Zerstörung der Pünte zum Ziel.

18. Tief taucht der Bugspriet des Seglers in See,
die Nordsee brüllt auf, als tät ihr das weh.
peitscht hoch zu Bergen grau wabernde Massen,
die jedes Menschenwerk abgrundtief hassen.
Da zittern dem Schiffer plötzlich die Knie,
solch furchtbaren Brecher sah er noch nie.

19. „Festhalten“ brüllt er, so laut er kann,
dann rollt das Wassergebirge heran.
Die Körper der Männer erstarren in Krämpfen,
der Wille zum Leben zwingt sie zu kämpfen.
Totales Inferno --- jetzt bricht es herein ---
Noch eine Sekunde --- oh Gott --- nein --- nein ---

20. Ein ächzendes Krachen, ein furchtbares Pfeifen,
der Mast zersplittert und die Wanten zerreißen.
Die See packt den Großbaum, holt weit damit aus,
zerschmettert wird Boot und Kombüsenhaus.
Empor kämpft das Vorschiff aus grüngrauer Flut,
Todesverzweiflung in der Urgewalt Wut.

21. Mit gräßlichem Gurgeln und erstickendem Schrein,
atmet das Wrack noch einmal tief ein = = =
Dann sinkt es in kirchliche Stille hinab
und findet im gläsernen Dom sein Grab.
Verschollen auf See, Ort unbekannt.
Noch wochenlang hofft man daheim an Land.

22. Lange Zeit später, berichtet man,
trieb bei Terschelling ’ne Flaschenpost an.
Auf feuchtem Papier stand mit Bleistift geschrieben:
„in Seenot - - - - vom Kurs abgetrieben.
Ein letzter Gruß meiner Frau und den Kindern
möge der Herrgott die Not ihnen lindern.“

23. „Wo ist der Papa“? fragen Tochter und Sohn
die Antwort der Mutter begreifen sie schon.
Sie schaut nach oben, wo die Wolken ziehn:
„von dort kann Papa euch jederzeit sehn.
Jetzt führt mich bitte zur Kirche geschwind,
die tränenden Augen machten mich blind.“

24. Seefahrt ist wichtig, Seefahrt tut Not,
Seefahrt erfordert vom Menschen viel Mut.
Ein Mann fährt zur See, nicht weil er sie liebt,
sondern nur deshalb, weil es sie gibt.
Baut ein Denkmal den eisernen Püntkern von Haren,
die auf hölzernen Schiffen zur See sind gefahren.“


Anmerkung :
Die in dem vorliegenden Gedicht beschriebenen Ereignisse
beruhen auf wahre Begebenheiten.

           
Hermann Heinrich Jüngerhans                   Maria Gesina, geb. Schepers
Kapitän der „Hermannus“                          Ehefau des Kapitäns

 

Die Segelpünte trug den Namen „Hermannus“.

 

Die “Hermannus“ hatte auf der letzten Reise eine Ladung Hafer

von der Eider nach Ipswich, Ostküste England, geladen.

Der Kapitän hatte seinen 10-jährigen Sohn Heinrich mit an Bord,

diesen schickte er aber von  Emden mit dem Zug nach Hause,

weil die Schulferien zu Ende waren.

Auf der Weiterfahrt nach England geriet das Schiff am  03. November 1901 in einen Sturm und ist seitdem verschollen.

 

Auszug aus der Jahrhundertchronik der Wetterereignisse:

 

November 1901 :  Anhaltend schwere Stürme an der britischen Küste, 30 Schiffe sinken .

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Harener Kirmes
Von Bernhard Jüngerhans

Als ich auf ’ner Fahrradtour
entlang der Ems nach Haren fuhr,
sah ich hinter Vortherms Weide,
abgemäht war das Getreide.
Zugvögel übten Formation,
trainierten fleißig Kondition.

Und dort, in Richtung Wesuwe,
stieg grauer Nebel in die Höh.
Da wurde plötzlich mir bewusst,
wir haben ja bald End’ August.
Jedes kleine Kind hier weiß es,
End’ August ist Harener Kirmes.

Drum will ich einmal resümieren
und wagemutig es probieren,
die Zeit um neunzehnhundertfünfzig –sechzig,
aufzuschreiben ganz bedächtig.
einfach den Versuch mal wagen,
berichten von den Kirmestagen.

Die Julisonne wird sich halten,
das wussten früher schon die Alten,
und sagten damals voller Wonne:
“Harener Kirmes scheint die Sonne“.
Man konnte sich darauf verlassen,
doch heut’ gibt’s öfter nasse Straßen.

’Gut Wetter’ hatten Bauernkinder,
hüten in der Assinge die Rinder.
Sparten das verdiente Geld,
für die Kirmeswunderwelt
Freuten sich, du meine Güte,
über eine Wundertüte.

Junge Harener Schiffersöhne
kassierten schöne Heuerlöhne.
Denn die Sommerferienzeit
war für sie Bordfahrenzeit.
Zur Kirmes kamen sie zurück,
wie Sonne strahlt ihr Lebensglück.
Den Kindern sagt der Schulmagister:
“zur Kirmes wird’s um acht Uhr düster“
Größtes Fest, die Kirmes Haren,
in dem Land der Amsivaren.
Der Harener Schiffer rechnet aus,
sind wir Kirmes auch zu Haus?

Fehlt ihm zeitlich noch ein Stück,
korrigiert er gern das Glück.
Opa ist nicht mehr ganz jung,
doch die Kirmes gibt ihm Schwung.
Dann werden bald, er seufzet schwach,
Erinnerungen in ihm wach.

Wie war das noch in seiner Jugend,
Der Pastor predigt: „übt die Tugend!“.
Doch Spaß und Frohsinn muß er haben,
das sind dem Harener Gottesgaben.
„Kärmse fieern“ will der Junggesell,
Musik und Lärm umgibt ihn schnell.

So sind sie alle fest gewillt,
der Beutel ist ja stramm gefüllt,
Kirmes zu feiern wie noch nie.
Der Knecht versorgt noch schnell das Vieh,
dann geht es Richtung Innenstadt,
die kaum noch Platz für Gäste hat.

Erst schießt man sich ’ne Flasche Sekt,
auch wenn er furchtbar sauer schmeckt.
Dann eine Rose mit Bedacht,
mir der man „ihr“ ’ne Freude macht.
Vielleicht noch einen Hut aus Stroh,
Einen Spazierstock sowieso.

Die Jungens spielten in Verstecken,
mit Knallkorken “Leute schrecken“
Knallplättchen waren nicht so arg,
die Röllchen gab’s bei Cordes-Maag.
Zwischendurch wird nachgezählt,
wo blieb denn nur mein ganzes Geld?

Ich hab es nie so recht begriffen
warum wir zu den Bällen griffen,
um Pyramiden aus verbeulten Dosen
umzuwerfen in den Buden.
zuhaus umsonst, hier kostet’s Geld,
oh wie seltsam ist die Welt.

sehr beliebt das Losekaufen,
war’s auch oft zum Haare raufen,
man schimpfte: ach du meine Güte,
auch das zwölfte Los war:“Leider Niete“.
Und hatte man die freie Wahl
dann war das Teddyschleppen eine Qual.

Anschluß fand man immer schnell,
selbst beim Kinderkarussell.
Vom Kreise fahr’n war man verstört,
oder war’s der erste Flirt.
Jan schießt die Rose mit zehn Schuß,
bekam dafür ’nen kleinen Kuß.

Mutig stieg er mit ihr dann,
in die Raupenachterbahn.
Plötzlich schloss sich das Verdeck,
da war die letzte Hemmung weg.
Im Wellental ein kleiner Stoß,
schon saß sie bei ihm auf dem Schoß.

Das Verdeck ging wieder auf,
er nahm Gelächter gern in Kauf.
Arm in Arm ging es dann schnell,
zu dem Kettenkarussell.
Schwereloser Flug voll Glück,
der Jugend allerschönstes Stück.

Dann fiel ihm gar nichts bess’res ein,
die Schiffchenschaukel muß es sein.
Will imponieren als ein Seemann,
er fängt bald auf’m Kümo an.
Muß fast zum Überschlag es wagen,
das schlug ihr leider auf den Magen.

Er sieht ihr bleiches Angesicht,
viel sagen kann sie jetzt noch nicht.
Sie leistet auch nicht Widerstand,
als er noch Platz bei Goedereis fand.
Sagt: “is doch alles wunderschön,
wi drinket nu Escorial Grün“

Es war schon dunkel, als die beiden
zur Ems hin zogen bei den Weiden.
Er scheucht ’ne Kuh auf, das war helle.
So fanden sie ’ne warme Stelle.
Und keiner hat es je erfahren,
wovon sie mehr am schwanken waren:

Vom Autoscooter? Karussell?
Die ganze Kirmes ging so schnell.
Sein Schießen hat ihr imponiert,
er meint, er hätte sich blamiert.
Naja, ich glaub’, es war doch wohl,
die Liebe und der Alkohol.

Ein sehr beliebtes Ritual
war der fette Räucheraal.
Die Grundlage der Trinkerseelen
durft’ auf keiner Kirmes fehlen.
Bei Lehrer Gödekers Heimatkunde
machte plattdeutsch stets die Runde.

Lieder wie : Maoder schüüer mi de Sönndagsholsken,
oder: Maoder giv mi’n Kärmsegrosken,
breng die uk een Speck-Aaol mit,
waren damals große Hits.
Das finanzielle Potential
bestimmt die Länge von dem Aal.

Alle Lebens-Klippen kannt’ er
und die älteren Schüler warnt’ er:
„glöwt mi Kinner, Kärmsebrut
is den annern Dag wär ut“.
Er war ein sehr erfahrener Mann,
Gern erinnert man sich dran.

Und dann dieser Kirmes-Montag :
wenn der Mann noch krank im Bett lag,
war es wieder mal soweit,
dann kam der Frauen große Zeit.
Pöttkesmarkt schon früh am Morgen,
schauen, kaufen, ohne Sorgen.

Eifrig und nach alter Art
kauft sie vom Geld, das lang gespart,
Hausgeschirr und auch für Vattern
kann sie noch’n Schlips ergattern.
Zwischendurch Likör und Bier,
und billig sind die Sachen hier.

Ja, dann sieht man Harener Frauen,
wie sie auf die Pauke hauen.
Denn das können sie famos,
bis sie völlig mittellos.
Weil der Mann noch krank und blank,
hol’n sie Geld von Ihrer Bank.

Und dann ziehn sie wieder los,
abends ist der Teufel los.
bei Tinnegeiters geht es rund,
auch Grauer’s Anni nutzt die Stund.
Jetzt nach Goedereis, Läinemös, wie es Sitte,
Kirmes feiert man bei Witte.

Wer weiß, wie lange wir’s noch können,
wir wollen wir uns noch mal was gönnen.
Immer kann es so nicht bleiben,
bald schon endet dieses Treiben.
Kalte Winde weh’n von Ost,
und der Winter naht mit Frost.

Dann ist’s aus mit Sang und Spiel
und mit solcher Art Gefühl.
Manchen trifft die harte Not,
dann gibt’s auch mal trocken Brot..
Doch der Harener spart und weiß es:
nächstes Jahr ist wieder Kirmes.

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Die Jakobsleiter
Von Bernhard Jüngerhans


Ich besuchte mal vor Jahren
Das Schiffsmuseum der Stadt Haren.
Die haben dort ein Exponat,
das einen schönen Namen hat,
das ein jeder Seemann kennt
und das man ’Jakobsleiter’ nennt

Ich fragte den Museumsleiter
woher der Name -- und so weiter.
Er sagt:“die Frage ist nicht übel,
der Name stammet aus der Bibel.
Der Seefahrt ist das Fromme üblich
Deswegen nennt man sie auch christlich.

Und läuft ein Schiff den Hafen an,
fordert es den Lotsen an.
Der entert mit besagter Leiter
das sichere Schiff, und schon geht’s weiter.
Oft ist sie Rettung für den Lotse
bei wildem Sturm auf Nord- und Ostsee“.

Dann begann er zu erzählen,
Alt-Testamtes Parallelen :
Der alte Isaak, völlig blind,
sagt seinem erstgeborenen Kind
das war der Esau, der Behaarte
„brat’ mir ein Wildschwein mit der Schwarte.

Dazu ein Rotwein bester Lage,
ich will ein großes Festgelage.
Und wirst du auch den Hof noch fegen
bekommst du meinen Vatersegen“.
Der war bei Söhnen sehr begehrt,
man blieb durch ihn stets unversehrt.

Doch Jakob, Esaus Zwillingsbruder,
war ein raffiniertes Luder.
Schneller als es Esau kann
fertigt er das Festmahl an.
Tut seinen Vater dreist belügen,
da meckerten im Stall die Ziegen.

Dann sagte Isaak, müd’ vom Wein :
„gesegnet sollst du Esau sein.
Und einen guten Rat fürs Leben
Will ich dir noch heute geben:
Nimm keine Frau aus Kanaan,
lach dir ein Girl aus Haren an“.

Anmerkung: in der Bibel steht zwar Haran,
doch seh’n wir das als Fehler an.

Und dann kam Esau abends wieder
duscht eilig seine staub’gen Glieder
ging gut gelaunt zum Vater rein,
der sagt erstaunt: „das kann nicht sein,
wer aß mit mir den Braten Wildsau,
wenn du nicht Jakob, sondern Esau“?

Jetzt ging’s im Hause Isaak rund,
„wo ist der Jakob, dieser Hund,
den bringe ich noch heute um“.
Doch Esau’s Bruder war nicht dumm.
Sagt: „darauf kannste lange warten,
ich entfleuche durch den Garten“.

Frech hat er noch ein Lied gesungen,
„der Bruder hat mich ja gezwungen,
ich düse ab zum Örtchen Haran
und lach mir dort ’ne Freundin an.
Beim Festmahl mit dem Schweinebraten
hat es der Vater mir geraten“.

So zieht er los, schnappt noch in Eile,
zwei Ziegenböckchen und zwei Seile.
Er las in Harans Wirtschaftsblatt,
dass so was großen Wert dort hat.
„Ich hoffe doch, -- ich glaub, -- ich denk,
das ist ein gutes Brautgeschenk“.

Er kommt voran trotz schwerem Packen,
der Esau sitzt ihm arg im Nacken.
Und in des Abends Dämmerschein
trifft er am Felsgebirge ein.
Er kann nicht rechts, er kann nicht links,
und auch nicht über’s Riesendings.

Jetzt kriegt er Angst, fängt an zu beben,
„so endet hier mein junges Leben.
Ich kann den Fels nicht überwinden,
ein Ausweg ist da nicht zu finden.
Ich geb’ mich in mein Schicksal drein“.
Dann schläft er übermüdet ein.

Er schlief dreiviertel Stunde kaum,
da hat er einen schönen Traum.
Englein lassen froh und munter,
vom Himmel eine Leiter runter.
Die besteht aus starken Tauen,
Jakob kann es deutlich schauen.

Jetzt folgt ein nächtliches Gewimmel,
zwischen Erde und dem Himmel.
Die Englein steigen alle munter,
zu Fuß die Leiter rauf und runter.
Im Dunkeln durften sie nicht fliegen,
Lizenz dafür war nicht zu kriegen.

„Superidee“, so fällt ihm ein,
„das kann, -- das muß die Rettung sein“.
Vor lauter Staunen und vor Lachen,
vergisst er beinah aufzuwachen.
„Durch Gottes Fügung und Gelenke,
hab ich ja noch die Brautgeschenke.

Ihr Ziegenböckchen, kommt mal her,
die Seile sind euch nicht zu schwer.
Ihr klettert damit, weil ihr’s könnt,
hinauf die steilen Felsenwänd’.
Oben an des Berges Spitze,
klemmt ihr das Seil in eine Ritze“.

Die Ziegen taten wie geheißen,
es waren ja zwei kluge Geißen.
Und Jakob steckt in aller Eile,
hölzerne Sprossen in die Seile.
Fertig ist das Hilfsgerät,
keinen Augenblick zu spät.

Er überwand mit der Konstruktion,
die Gefahrensituation.
Vor Freude und vor Dankbarkeit,
macht er sich zum Gebet bereit
und sagt:“bevor ich weiterziehe,
fall ich erst mal auf die Knie.

Vielen Dank, du Sprossenseil,
bist simpel, aber supergeil.
Hast mir gerettet Leib und Leben,
ich will dir einen Namen geben.
Alle Seeleut’ soll’n dich kennen
und dich ’Jakobsleiter’ nennen“.

Ob morgens früh, ob abends spät.
Der Lotse spricht ein Stoßgebet,
wenn er bei seinem Dienstantritt,
auf diese Leiter setzt den Schritt :
„Bewahr mich vor der See Getümmel,
ich will jetzt nur an Bord, noch nicht in’n Himmel“.

Bernd Jüngerhans
Haren, Mai 2004

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Ein Harener im Himmel
frei nach Ludwig Thoma „Ein Münchner im Himmel“
ins Plattdeutsche übertragen von Bernd Jüngerhans
September 2004

Jan W., Schiffsführer der Emspünte Haren I, hatte gerade
auf dem Schiffer-Transportverein den Auftrag bekommen,
eine Fracht Steine vom Piesberg zur Küste zu bringen.
Er lief so hastig über die Emsbrücke, dass er vom Schlag
getroffen zu Boden sank und starb.
Zwei Engel schleppten ihn mit vieler Mühe in den Himmel,
wo er vom hl. Petrus empfangen wurde.
Petrus eröffnete ihm zuerst, dass er von nun an auf den Namen
„Engel Johannes“ zu hören habe, überreichte ihm eine Harfe
und machte ihn mit der himmlischen Hausordnung bekannt:

„Von morgens 8 Uhr bis mittags 12 Uhr: frohlocken,
von mittags 13 Uhr bis abends 20 Uhr: Hosianna singen.“

„Watt is los??“

„Von morgens 8 Uhr bis mittags 12 Uhr frohlocken,
von mittags 13 Uhr bis abends 20 Uhr Hosianna singen!!“

„So – aha – jao,-- un wenneer gif’t wat tao drinken?“

„Sie werden ihr Manna schon bekommen“, sagte Petrus leicht
indigniert und ließ ihn stehen.

„Oh je, dät kann ja heiter weern, min leive Mann,
doar kaom ik jä wunnerlik taorächte - frohlocken?!
Oha, ’frohlocken’ moste hier baoben, un ik dachte,
ik kaom in’n Himmel...!“
Er setzte sich, wie ihm befohlen, auf eine Wolke und
begann zu frohlocken:

„Haleluja --- haaleluja --- haaleeluja --- haleee - lujja ...!“

Ein völlig vergeistigter Engel schwebte an ihm vorüber.
Äi - psst,- wocht’ äis äibn, häs maol‘n Glimmstängel,
du Engel, ik mäin ‘ne Zigarette? Oder ‘n Priem?
Schuuv maol wat raover! Wat is, häs nix? - garnix?
Der Durchgeistigte sah ihn nur völlig entgeistert an, lispelte
„Hohsiannaah“ und flog von hinnen.
„Häh? Wat is dat dann vör’n Dösbaddel? Däi hä ja nix
tao verkoopen. Ik häb üm vernünftig frog, und dann
kann ik uk ’ne vernünftige Antwort verlangen,
dänn Heini! --’n Engel!! -- ‘n Piepenkopp is dat!
Oh, oh, hier maak’s wat mit!“
Und er setzte sich wieder auf seine Wolke und begann
erneut zu frohlocken, diesmal allerdings bedeutend
zorniger und so laut er konnte:

„Hallelluja - lujja - lujja segg ik di,
verflixt-nochmaol-hallellujja !!

Er rief so laut, dass der liebe Gott nebenan von seinem
Mittagsschlaf erwachte und ganz erstaunt fragte:

„ja, was ist denn das für ein Lümmel hier oben?“

Und er schickte sofort Petrus los. Der lief hin;
sah den Engel Johannes und hörte ihn frohlocken:

„Luhja! – ik-will-di-wat-hausten, - hallellujjaa - lujja,
schöss di wunnern! - hallelluja!“

Petrus packte den Engel Johannes und schleppte ihn vor den
lieben Gott. Der sah ihn sich lange an und dann sprach er:

Aha,-ein Harener! - Ja sagen Sie mal, warum plärren
Sie denn hier oben im Himmel so unanständig?“

aber da kam er bei Jan W., dem Engel Johannes, grad an
den Richtigen! Der war mittendrin in seiner Wut und
legte nun los:

„Ja watt glöövs du dann! Blos weil wi hier baoben in’n
Himmel bünt, mott ik singen as ’ne Lerche, wa? Tao
drinken kriegt man uk nix, Kerl noch maol. ’Manna’
häv häi seggt, Manna söll ik drinken! Min läive Mann,
hau bloß off mit dien Manna, dat kanns sümmes suupen,
segg’k di tau! Ik drink kien Manna, verstäis mi?
Un singen dau ik uk nich mehr, ik häb noch nooit sungen,
un dann sing ik hier er’s räch nich! dat du Bescheid wäiss,
ik segg: dat du Bescheid wäiss, verstäis mi?

„Petrus“, sagte der liebe Gott, „mit dem können wir hier
oben wohl nichts anfangen, ich habe eine andere Aufgabe
für ihn: er soll meine göttlichen Ratschläge der Harener
Stadtverwaltung überbringen. Auf diese Weise kommt er
jede Woche ein- oder zweimal nach Haren, und dann hat
die liebe Seele Ruh...“
Als Johannes das hörte, war er sichtlich froh. Er bekam
auch gleich den ersten Auftrag,- einen Eilbrief für
den STVH und flog damit los.
Und als er wieder Harener Boden unter den Füssen fühlte
und den Harener Kirchturm sah und die Ems mit den
Harener Pünten, da war es ihm, als sei er im Himmel.
Und einer alten Gewohnheit gemäß führte ihn sein Weg
hin zu seiner Stammkneipe Hinnums,
- und er fand seinen Stammplatz wieder,
- Mike, die Kellnerin, begrüßte ihn,
- und er bestellte sich ein Schnäpsken und ein Pils,
- und bestellte sich noch ein Schnäpsken und ein Pils,
- und er vergaß den Eilbrief und den Auftrag,
- und er bestellte sich noch eine Lage,
- und für seinen alten Kumpel Schepers Härm
- auch eine,
und da sitzt er heute noch!

Und so wartet die Harener Stadtverwaltung
bis heute vergeblich auf die göttlichen
Eingebungen.

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Tag des offenen Denkmals am 09. 07. 2013
Kaspar Held, im Juli 2013

Ein Denkmal besonderer Art in Haren-Ems ist das Schifferehrenmal hinter der Sankt Martinus Kirche am Schwester- Kunigunde-Platz.

Bei dem 3 Meter hohen Denkmal besteht der Sockel aus Sandstein und die Figuren sind aus Bronze. Errichtet wurde das Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Schifferberufes, die verschollen blieben oder ertrunken sind.

Haren-Ems hat seit Jahrhunderten mit und vom Wasser gelebt, manchmal auch davor gezittert z.B. bei früheren Hochwassern der Ems. Ebenso hat Haren-Ems öfters getrauert, wenn Fahrensleute mit ihren Schiffen verschollen waren oder ertranken.

Das älteste nachweisbare Unglück war um 1870. Ein 16 jähriger Schiffsjunge stürzte bei Haselünne in die Hase und ertrank. Er war derjenige der das Treidelpferd der Pünte an Land führte bzw. darauf ritt.

Als man aus wirtschaftlichen Gründen mit seegehenden Pünten-Seglern (etwa um 1860) anfing, wurden die Verluste der Schiffe und Besatzungen größer.

Die Segelpünten hatten etwa 4-5 Mann Besatzung und waren ca. 150 t groß.

Von den 11 Seglern um 1900 wurden 10 Schiffe, meist mit der Besatzung, als verschollen gemeldet.

Man weiß z.B. von einem Kapitän der seinen Jungen nach Ferienende nach Hause brachte, da dieser wieder zur Schule musste. Der Kapitän fuhr zurück an Bord. Die Reise ging von der Weser nach England. Nach dem Auslaufen war das Schiff verschwunden. Man hat nie wieder etwas von dem Schiff gehört oder gesehen. Es blieb mit der gesamten Besatzung verschollen.

Ein anderer Segler strandete 1889 vor der Insel Norderney. Schiff und Besatzung gingen verloren.

Zwischen 1900 und 1939 gingen 5 Schiffe unter, wahrscheinlich mit der Besatzung.

Durch Kriegseinwirkung gingen im 2. Weltkrieg 8 Schiffe unter. Die Besatzung, meist Harener, ertranken oder blieben verschollen.

Ein Schiff aus Haren, der Kapitän war von hier, sank nach Torpedobeschuß im Ärmelkanal mit 150 Soldaten. Das Schiff war umgebaut als Truppentransporter.

Beim Versenken von Munition (Explosion) im September 1945, 4 Monate nach Kriegsende, sank ein Harener Schiff im Oslofjord. Der aus Haren stammende Kapitän und 19 norwegische Soldaten ertranken.

1951 sank ein Schiff aus Haren-Ems in der Nordsee vor der Emsmündung. Es waren 4 Mann Besatzung an Bord, davon 2 aus Haren, alle ertranken.

Auf alten Postkarten von Haren sieht man dieses Schiff, da es öfter im alten Hafen von Haren lag.

1953 sank auf mysteriöser Weise ein Harener Schiff vor der Emsmündung. Der Kapitän, sein Steuermann sowie die Mutter der beiden und die Frau des Kapitäns waren verschollen und ertranken. Später wurde die Mutter tot geborgen und hier auf dem Harener Friedhof beerdigt.

Minen die noch zeitweise aus dem Kriege herumtrieben, waren wahrscheinlich Ursache des Unglücks. Man war verpflichtet minenfreie Wege zu fahren, dieses war auch wohl notwendig.

Ich fuhr damals als Schiffsjunge auf einem kleinen Schiff in der Nord-und Ostsee Fahrt. Unsere Fahrten gingen oftmals direkt an der Unglücksstelle vorbei. Das Wrack war schnell geortet und mit Wracktonnen gekennzeichnet worden.

Der christlich eingestellte Kapitän legte beim Passieren der Stelle an der das Unglück geschah, eine Gedenkminute ein.

1956 sank ein Schiff aus Haren-Ems im Sturm vor der ostfriesischen Küste. Der Kapitän sowie der Steuermann aus Haren und 2 Mann Besatzung ertranken.

1959 wurde ein Harener Schiff in der Nordsee von einem größeren Schiff bei Nebel überlaufen. 5 Mann Besatzung, der Kapitän und der Steuermann aus Haren blieben verschollen, sie ertranken alle.

1966 sanken 2 Schiffe aus Haren-Ems. Ein Schiff sank in der Ostsee nach einer Kollision. Die 5 Mann Besatzung, der Kapitän, der Steuermann und die Frau des Kapitäns aus Haren-Ems blieben alle verschollen und ertranken.

Das anders Schiff war auf dem Weg von der Elbemündung zur Wesermündung. Es herrschte Sturm. Die 3 Mann Besatzung blieben alle verschollen und ertranken. Der Kapitän und der Steuermann kamen aus Haren. Der Kapitän war so alt wie ich. Er wohnte 100 Meter von mir entfernt. Wir sind 8 Jahre zusammen zur Schule gegangen und später besuchten wir zusammen die Seefahrtsschule in Leer.

Als ich die Eltern später traf sagte mir die Mutter, es ist nicht einfach für uns wenn der Sohn verschollen ist. Es gibt kein Grab oder sonst eine Stelle bzw. Denkmal an der man beten, sich erinnern, nachdenken oder trauern kann.

In der Vorweihnachtszeit 1967 sank ein Harener Schiff in der Ostsee auf der Reise von Stockholm nach Kiel im Sturm. Die Besatzung 6 Mann blieben verschollen und ertranken. Der Kapitän kam aus Haren-Ems.

1957 war ich ein Jahr als Steuermann an Bord. Der damalige Schiffsjunge war beim Untergang des Schiffes Kapitän. Das Schiff war 500 t groß und für 1967 ein modernes und zeitentsprechendes Seeschiff.

1978 sank im Nordatlantik bei Orkan ein großes Containerschiff mit 28 Seeleuten an Bord. Auch ein Harener war an Bord. Die gesamte Besatzung blieb verschollen.

1993wurde ein Harener Schiff mit 6 Mann Besatzung in der Nordsee entführt. Der Kapitän aus Haren Ems und 5 Mann Besatzung wurden umgebracht. Später wurde der Kapitän geborgen und in Haren beerdigt.

Von 1951 bis 1983 sanken 18 Seeschiffe, davon 7 mit der kompletten Besatzung. 22 Fahrensleute aus der Binnenschifffahrt ertranken in dieser Zeit.

Viele von uns haben die Verunglückten ab dem 2. Weltkriegsende gut gekannt.

In den Vereinen der Stadt wurde über ein Schifferehrenmal lange diskutiert. Die Argumente für dieses Denkmal waren ähnlich. Es sollte ein Denkmal der Fahrensleute werden. Man sah ein, dass ein Schifferehrenmal nicht zum Kriegerehrenmal passte.

Von 1976 bis 1983 dauerte die Planung bis zur Errichtung des Schifferehrenmals.

Federführend bei der Ausschreibung und der Errichtung des Denkmals war die Stadt Haren Ems. Den Auftrag bekam der Lingener Künstler Wilhelm Boing.

Als dieser nach einem Jahr starb, ging der Auftrag weiter an den Bildhauer Gewers aus Hagen a.T.W.

Bei der Einweihung des Schifferehrenmals am 01.11.1983 sagte der damalige Bürgermeister von Haren, Walter Pinkernell: Dieses Ehrenmal ist gleichzeitig ein Mahnmal für uns, dass auch durch die modernste Technik die Elemente nicht bezwungen werden können.

Das Denkmal zeigt eine junge Frau mit 2 kleinen Kindern, die Ausschau halten nach dem Vater der vom Schiff kommen sollte.

Auf der Vorderseite des Denkmals steht ein plattdeutscher Spruch der aus Schifffahrtskreisen stammt.

VÖR SINE FAMILIE BROT UN LÄWEN,

HÄW MANCH SCHIPPER DÄT LÄTZTE GÄVEN,

ALLTIED STAOH WIE IN GOTTES HAND,

UP SEIH, UP DE EMES UN UPT LAND.

An der linken Seite steht eingraviert ein Segelschiff.

An der rechten Seite ein Kreuz auf Wellen.

Das Denkmal wird vom Sankt Nikolaus Schifferverein gepflegt.

Am 6. Dezember dem Patronatsfest des hl. Nikolaus wird nach einer Messfeier ein Kranz niedergelegt und eine Gedenkfeier vor dem Denkmal abgehalten.

Nach dem Sturme fahren wir sicher durch die Wellen,

danken Schöpfer dir dass du uns nicht ließest zerschellen

einst in unserer größten Not, gabst du uns Trost,

Christ Kyrie dir gehorcht die See.


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De Handwagen
Kaspar Held, im Februar 2005

Son Hand- man sägte ok Treckwagen,
hän früher väle Familien in Haren.

Düssen is over 50 Joar old,
Van echten, hiesigen Eikenhold.

Ei stünd in de Schüre in de Ecke,
vergäten, verkoamen, bis ik üm entdeckte.

Wörde overhalt, anmoalt, modernisiert,
in Sommer stait hei biet Museum,
mit Bloumen noch (rik) verziert.

Man brukte kin Führerschin, TÜV, Inspektion,
wenig Wagenschmiere an de Assen off un taou,
dann rollte dei schon.

Hier vörne an de Dissel dait man stürn un trecken,
achtern könn man schuwen, wenn de Wagen inn Bühlsand blev stecken.

An de Site mit Kette, Tau un Band
Wörde de Zeege fastmakt an denn Rand.

För naot Schip, Goarn, Land un Möhle
Brukte man üm,
dat was mäkliger as mit de Koare tau schouven of wat schwores börde.

Naot Schip wörde ei mit Surmaus, Fietsebohnen, Tuffeln, Stroh för de Strohsäcke beladen,
so tröck man na denn Hafen.

Köele, Briketts,Fegsel, Steine und Sand
Un noch väiles mehr
Koarde man damit hen un her.

Schutt, Offall, Äske
Güng naun Kolling bi Hopster achtern in de Wiske.
Et gev nich Müllabfuhr noch geele Säcke.

Nat Land förde man Mess un Soat.
In dann Reuben, Tuffeln un Heeu,
un de de Lüttkeste kömp bowen drup,
doför brukte man üm ok.

Sogar Biggen, Heuner wörden transporteiert.
Von Baukholt, Landegge, Roken na Hus.
Fastbinden mödd man die wall,
sonst löpen, flögen se weg
un kömen nich in denn Stall.
De Blagen speelden manchmal mit denn Treckwagen,
am leifsten up de holprige Straote.
Dat gev masse Lärm,
doarmit ärgerte man de ollen Lü so gern.
Bis eine kömp un sai nu is et gaud,
goat nus, wie häbt von jau genoug.

Hei ruckelte un rappelte immer wat, wörde schaif,
man kaputt was ei noch lange nich,
dat kömp bloß von touveel Gewicht.

Dann änderte sük naon Krieg dat ganze Läwen,
Autos kömen mit Kufferruum un Anhänger,
de Treckwagen brukte man nich länger.

Bloß de erste Tid donao in Freujoar, Mai,
wennt in de Groente güng mit Kind un Kägel
hölte man üm herut
un mök en pläseirliken Utflug
nar de Emes, Landegge, Dankern oder Häbel.

Sine Joare bünt ween,,
in de Heimathüser, Museen
is de Treckwagen noch to säen.

Geselliger, härter, anners, güng et in sine richtige Tid ja tou,
man alles dait wiedergoan
wie ne Klocke die mut ticken
alle halve, fulle Stunde regelmäßig sloaun,
noit stoan.



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De Möppske Wind
Kaspar Held, im Dezember 2008

Am 11.4.1953 wurde die zweite Flutbrücke offiziell dem Verkehr übergeben. Die erste Flutbrücke von 1871 konnte abgebrochen werden.

Die feierliche Übergabe dieser 2. Flutbrücke geschah im damals festlichen Rahmen mit Kolpingskapelle, Gesangverein, Segnung von Pastor Hawighorst und natürlich Reden von Politikern.

Bürgermeister Hermes aus Haren, Bürgermeister Esders aus Emmeln, Gemeindedi­rektor Nerkamp, Haren (Stadt wurde Haren 1965), Gemeinderat, Lauenstein von der Emsland GmbH (Hauptkostenträger), andere Politiker und Publikum aus Haren und Umgebung wohnten der Zeremonie bei.

Ebenso waren einige Schulklassen aus Haren da, die mit den Lehrern „Wie London an der Themse“ sangen.

Lehrer Goedeker aus Haren hatte für den Abbruch der alten Brücke ein Gedicht ge­schrieben, während Lehrer Barenbrügge aus Altharen für die Übergabe der neuen Brücke ein Gedicht vorbereitet hatte.

Bei der Brückeneinweihung wurde auch ein dazu passendes Denkmal enthüllt.

Es war damals üblich, ein künstlerisches Werk bei öffentlichen Bauten miteinzupla­nen, prozentual zu den Baukosten. Das Denkmal an der Flutbrücke war eine Art Schiffsehrenmal aus Sandstein in Segelform, etwa 1,80 m hoch. Auf der Harener Seite war eingemeißelt:

            Harener Segel auf Meer und Fluß

            künden von Mut und Unverdruß.

            Harener Pünten stromauf – stromnieder,

            manch Harener Schiffer kehrte nicht wieder.

            Flutbrücke erbaut 1951 / 1952

Der Spruch war von Lehrer Goedeker verfasst worden.

Auf der Emmelner Seite war ein Pünten-Segelschiff eingemeißelt.

Bei der feierlichen Enthüllung des Denkmals sahen die Umstehenden, dass der Künstler von den Eigenschaften des Windes keine Ahnung hatte. Bei dem Wind in die Segel, der das Schiff voran drückt, kam er von achtern. Oben auf dem Mast wehte ein Wimpel nach achtern, also kam er von vorne.

Anwesende Schiffer hatten die Püntensegelei auf der Ems noch mitgemacht, denn das gab es noch bis 1900. Eine Postkarte von 1907 existiert noch, die eine Pünte mit Spitzsegel auf der Ems zeigt.

Als ein Schiffer dann gefragt wurde, ob es diese widrigen Winde auch in der Praxis gäbe, verneinte er dieses und sagte, der komische Wind oben im Mast wäre wohl der sogenannte „Möppske Wind“, der manchmal in Haren wehte.

Die „Bild“ – Zeitung hat später davon ein Bild als „Kuriosität“ veröffentlicht. In Ha­ren kennt man diesen Wind aber schon lange und darum stört dieser uns auch nicht besonders. Ändern kann man ihn sowieso nicht, und den haben wir meistens fest im Griff.

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Die frühen Winter
Kaspar Held, im Dezember 2005

Die frühen Winter, manchmal Extremwinter – Klimawandel

Man hört heute von Klimawandel, Eis an den Polen schmilzt, extreme Naturkatastrophen, in unseren Breiten milde Winter, die Sommer anders wie früher.

Man braucht kein Wetterexperte zu sein oder Statistiker, um dieses zu spüren. Wenn man von Kindheit an bis zum Seniorenalter das Wettergeschehen verfolgt hat, merkt man, dass große Änderungen eingetreten sind.

Die Stürme auf See haben an Häufigkeit und Stärke zugenommen.

1943 / 44 war ein strenger Winter, der im Oktober schon anfing.

1945 / 46 war der Winter mild, dafür kam aber das Jahrhunderthochwasser im Februar 1946 mit Straßenüberschwemmungen im Emsland.

An einen ganz besonderen Extremwinter erinnere ich mich gut. Das war 1955 / 56.

Wir hatten über Weihnachten 1955 mit unserem Motorsegler von 200 t in Haren Schiff und Maschine überholt. Um den 10. Januar 1956 herum fuhren wir nach Emden und luden dort Brotgetreide für Köln; anschließend sollte dann Brikett nach Wyk geladen werden.

Es fing an zu frieren, aber nicht über – 10 0 C. Nach Beladung bekamen wir die Aufforderung mit, Feierabend nur bei Silos oder vernünftigen Löschstellen zu machen, da man dann, wenn starker Frost kam und die Fahrt nicht mehr möglich war, das Brotgetreide eventuell löschen konnte.

Auf dem Dortmund – Ems – Kanal wurde damals von 06.00 – 21.00 Uhr geschleust, danach Nachtruhe.

Der erste Fahrtag ging bis Haren – Hafen. In der Nacht war etwas über 10 0 C Kälte, aber noch kein Eis auf der fließenden Ems, nur in Schleusenvorhäfen wenig.

Am 2. Fahrtag abends gegen 1700 Uhr wurde am Silo in Rheine bei einem anderen Schiff längsseit festgemacht. Es fror schon erbärmlich. Am anderen Morgen, das Thermometer zeigte gegen 06 00 Uhr 25 0 C minus, war der Kanal dort mit einer dicken Eisschicht bedeckt, und wir saßen im Eis fest und konnten mit 150 PS Maschinenstärke nicht weiter fahren. Am Tage kam noch ein Schlepper, der dort andere Schiffe zu guten, sicheren Liegeplätzen brachte oder half.

Ich war mit 15 Jahren Leichtmatrose und hatte die Bordwache. Eine Wache war Vorschrift. Ein Schiffsjunge musste zur Berufsschule, der Schiffsführer / Kapitän fuhr mit dem Zug nach Hause.

Wie sich beschäftigen auf einem kleinen Schiff in der Winterszeit?

Morgens bis zum Hellwerden schlafen. Elektrizität / Licht hatte man nicht bei abgestelltem Motor. Der Dieselmotor war entwässert wegen des Frostes. Kohle war genug vorhanden, denn damals wurde noch ordentlich „gefringst“, und vor Weihnachten war die letzte Ladung Kohle gewesen. Eine kleine Küche, so 2 x 3 m, musste mit einem Kohleherd geheizt werden, und daneben war der Schlafraum mit 1 x 2 m Bodenfläche. Nachts ging das Feuer ja aus, und man musste sich im Bett gut zudecken, denn die Isolierung auf diesen Schiffen war primitiv, fast gar nicht außer Sperrholzplatten auf Eisen. Trinkwasser konnten wir vom Silo holen über Tag im Eimer, sonst musste man Schnee oder Eis schmelzen zum Waschen.

Kochen:

Man hatte Kartoffeln und einigen Proviant an Bord, meist Konserven. Die Kartoffeln musste man warm zudecken oder mit ins Bett nehmen. Das Bett war einige Tage sogar an der Wand fest gefroren.

Einkaufen:

Der nächste Laden war 2 km entfernt.

In den ersten Tagen in Rheine kam auch die Wasserschutzpolizei von Bergeshövede, guckte zu und kontrollierte, ob um das Vor- und Achterschiff eine Eisrinne wegen Eispressung ge­schlagen worden war, Vorschrift und vielleicht sinnvoll. Das war aber nach ein paar Tagen wegen des starken Frostes, der dort dauernd über minus 20 0 C nachts war, gar nicht mehr möglich.

Alle 3 Tage wurde vom Silo aus die Ladung kontrolliert auf Temperatur des Getreides. Diese blieb aber konstant. Einmal in der Woche fuhr ich zum Kino mit dem Bus nach Rheine, 6 km weg. In der Karnevalszeit gehörte man zum Dorf, und es gab viel Spaß. Die nächste Kneipe mit Festsaal war nur 1 km vom Schiff weg.

Was machte man sonst an den langen Winterabenden? Fernsehen war noch nicht.

Man besuchte öfter Leute auf den anderen bekannten Schiffen und erzählte sich was. Ich las viel bei einer guten Petroleumlampe. Ebenso hatte ich ein gutes Radio, gespeist von Akku und Anode. Damit konnte man damals gute Hörspiele, Nachrichten oder Musik hören. Außer manchmal Schneefegen waren sonstige Arbeiten überhaupt draußen wegen der Kälte nicht möglich.

Zweimal wurde ich übers Wochenende abgelöst und fuhr nach Hause.

Am 1. März 1956 setzte nach 6 Wochen Tauwetter ein, und am 05. März wurde die Fahrt wieder frei gegeben, und es ging weiter. Man war ganz froh, dass ein normaler Arbeitsrhyth­mus wieder einsetzte.

In diesem Winter ruhte auch die Schifffahrt auf dem Rhein, was sehr selten war. Die Bun­deswehr sprengte damals an der Loreley Eisbarrieren, da diese die Uferdörfer bedrohten.

Etwas Schnee und Eis gab es praktisch in jedem Winter.

1962 / 63 war auch ein Extremwinter.

Im Februar 1962 war der „Hamburg – Orkan“ gewesen mit vielen Toten in Hamburg.

Wir hatten im Dezember 1962 mit dem 200 t Schiff in Lübeck Zement für Gent / Belgien ge­laden. Auf der Elbe war am 30. Dezember 1962 schon viel Eis, und wir liefen Cuxhaven als Schutzhafen an. Die Großschifffahrt ging weiter. Dort lagen wir bis zum 07. März wegen Eis fest. Die meiste Zeit war ich zu Hause, denn mittlerweile war ich Kapitän, und ein Matrose kam aus der Nähe von Cuxhaven und war Wachmann.

Mit dem Heizen war es schon besser. Wir hatten einen Ölherd, der immer an blieb, der aber, vor allem bei Wind seine Tücken hatte.

1977 / 78 war auch ein strenger Winter, aber ich hatte ein neues Schiff mit einem starken Die­selmotor, nicht mehr für Kanalfahrt geeignet, sondern für die Nord- und Ostsee. Nach Finn­land, Nordschweden konnten wir ab Januar 1978 nicht mehr fahren wegen Eis. Mit der Eis­grenze wurden wir südlicher beschäftigt. Dadurch war der Frachtenmarkt in südlicher Ostsee und Nordsee wegen der Mehrschiffe in diesem Gebiet schlecht, und wir wurden vom Charte­rer nach Spanien beschäftigt. An der spanischen Nord- und Nordwestküste blieben wir einige Zeit und überbrückten so finanziell den Winter gut.

Auf den Schiffen waren damals Liegezeiten wegen Eis reines unternehmerisches Risiko, also null Verdienst.

Ein besonderer Winter war auch 1986 / 87. Nachdem ich über Weihnachten 1986 Urlaub hatte, musste ich am 27. Dezember im Kielkanal wieder einsteigen. Es ging Richtung Finn­land, Schiff 2.800 t, 2.100 PS, 8 Mann Besatzung, teils Deutsche oder von Cabo Verde. Auf der Fahrt nach Helsinki fing es mehr zu frieren an auf See, so – 15 0 C. Neujahr, beim Einlau­fen in Helsinki, hatten wir – 23 0 C. Ohne Schlepperhilfe konnten wir aber noch gut festma­chen, wenn auch schon allerhand Eis im Hafen war, wohl hauptsächlich durch vorherigen Schnee­fall und das dortige Süßwasser im Finnischen Meerbusen.

Nach Entlöschung ging es nach Vaasa, Finnland, also 500 km weiter nordwärts im Bottni­schen Meerbusen. Unterwegs mussten wir schon Eisbrecherhilfe annehmen. Diese speziellen Schiffe haben im Heck eine so genannte Eispforte, und der Bug des festsitzenden Schiffes kann dort hinein gehievt werden. Der Eisbrecher kann dann mit dem Schiff in Schlepp durch das Eis fahren. Der Eisbrecher damals hieß „Kahru“ (= Bär) mit 12.000 PS. Er blieb bis Vaasa. Das Laden von 1.200 t Papier dauerte nur 6 Stunden, und es ging mit der „Kahru“ wieder zurück nach Hamina, finnischer Meerbusen, Grenze zu Russland, so 2 Tage Fahrt. Unterwegs funktionierten die Walky – Talkys nicht mehr (Verständigung Brücke – Bug oder Heck). Als ich die Bedienungsanleitung las, stand dort, dass die Lithiumbatterien nur bis – 30 0 C arbeiten, also hatten wir es kälter. In Hamina hatten wir 2 Tage lang mehr als – 35 0 C, die kälteste Nacht war – 39 0 C. Die 2 Ladekräne ( 25 t Hebevermögen ) wollten nicht mehr ar­beiten, obschon die schwedische Herstellerfirma bis – 45 0 C die Funktion garantierte. Zwei Monteure von Schweden wurden eingeflogen, die feststellten, dass die deutsche Schiffswerft aber Hydrauliköl in den Kränen nur bis – 32 0 C geeignet, eingefüllt hatte.

Am Einlauftag abends kam der evangelische Seemannspastor an Bord. Er hatte in einem Lie­ferwagen vernünftige Wintersachen wie Stiefel, Mützen, Handschuhe, Jacken, Socken  usw., meist irgendwie gesponsert, oder Secondhand – Ware, also fast umsonst. Die 4 Cabo – Verde – Leute hatten diese Sachen vor allen Dingen nötig, denn einer hatte schon Erfrierungen an den Fingern und Füßen 

Mit den Stauern gab es natürlich auch Probleme, denn in ihren Arbeitsverträgen stand, dass sie nur bis – 32 0 C arbeiten brauchten. Aber irgendwie ist dann eine Einigung zustande ge­kommen mit den Behörden / Exporteuren. Finnland musste ja seine Exportwaren weg haben, und mir graute schon davor, bei einer solchen Kälte wochenlang eingefroren zu sein. Finnland hatte den kältesten Winter seit 1943 / 44. In Hamina bekamen wir noch Restladung, Papier, Holz und Zellulose, mit Landkränen geladen.

Nach 3 Tagen bitterer Kälte ging es dann seewärts, nur mit Eisbrecherhilfe möglich. Die Eis­brecher hatten einen guten Service, das kam wohl davon, dass wir einen finnischen Charterer hatten. Bis 50 km von der südfinnischen Küste weg, hatten wir Hilfe zum Fahren nötig. Bei Gotland überraschte uns ein Schnee- und Froststurm so um – 25 0 C und Stärke 8 – 10 Beau­fort. Wir drehten bei.

Wir hatten starke Vereisung an Bord, so dass man unter Gotland nicht ankern konnte, Ankerspill ein Eisblock. Spritzwasser fror sofort an Deck, und dieses kam ge­nug über. Zum Glück dauerte der Eissturm nur 15 Stunden. Später stellten wir dann fest, dass die beiden Propeller des Schiffes wohl beschädigt waren, denn im freien Wasser machte das Schiff anstatt 10,5 Knoten nur 7 Knoten Fahrt.

In der Eissturmnacht, etwa 10. Januar 1987, ist die Eisenbahn- und Motorfähre „Finnjet“ das einzige Mal in seiner Dienstzeit auf dem Weg Travemünde – Helsinki aus Sicherheitsgründen wegen Vereisungsgefahr nach Travemünde zurück gefahren.

Unsere Ladung von Finnland wurde in Santander – Spanien gelöscht. Dann wurde das Schiff gedockt und beide Propeller gewechselt.

Der letzte starke Winter hier war 1997 / 98. Ich war in Pension und stieg zwischen Weih­nachten und Neujahr zur Kurzvertretung in Amsterdam auf einem Frachtschiff von 7.000 t als 1. Offizier ein; das Wetter war in Europa frostig, auslaufend – 12 0 C. Die Reise ging nach Hamburg. Dort sollte das Schiff verkauft werden, vorher aber noch repariert, überholt, ge­dockt werden.

Auf der Elbe von Brunsbüttel ab war starkes Treibeis, mit so einem Schiff aber kein Hinder­nis.

Bei der Werft in der Estemündung konnte wegen des Eises aber 6 Wochen das Dock nicht gebraucht werden. Die Ems hier in Haren war auch gut einen Monat zugefroren.

Die Heimfahrt mit dem Auto am 29. Dezember von Hamburg nach Haren war auch nicht ein­fach. Es hatte ordentlich geschneit und ab und zu kamen noch Schneeschauer. Das Auto, ein guter, solider, deutscher Wagen, ausgerüstet für solche Fahrten, Tank voll, Handys an Bord, 3 Mann mit Wintertextilien, etwas Proviant.

Die Autobahn bis Bremen war belebt, dann nach Oldenburg – Leer ganz wenig Verkehr, aber Streudienst. Von Leer bis Haren war kein Auto mehr auf der Straße, keine Reifenspuren, nichts. Nach den Leitplanken musste man sich orientieren, Schnee 10 – 20 cm auf der Straße. Normal brauchte man für diese Strecke 3 Stunden. Wir brauchten aber über das Doppelte der Zeit. Man war aber heilfroh, dass man zuhause war.

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Die Geschichte der Harener Schifffahrt
Kaspar Held, im Dezember 2005

Im 12. / 13. Jahrhundert soll es schon Schifferfamilien und Pünten für die Ems in Haren ge­geben haben. Dieser Schiffstyp war nur auf der Ems beheimatet. Da es hauptsächlich in Haren gebaut wurde, ist es unter der Bezeichnung Harener Pünte bekannt. Der Name stammt aus dem lateinischen Wort „ponto“, das soviel wie Floß oder flaches Lastschiff bedeutet. In Hol­land sprach man von der Eems-Punt. Der Schiffer der Pünte hieß dementsprechend Püntker.

Das wahrscheinlich älteste Dokument der Harener Schifffahrt stammt aus dem Jahre 1575. Hier musste der Vogt von Meppen auf Anordnung seines Dienstherrn, des damaligen Bi­schofs von Münster, Johann von Jülich und Kleve, eine Aufstellung anfertigen, wie viel Schifferfamilien und Schiffe es in Haren gab. Der Bischof von Münster war damals der welt­liche und geistliche Herr hier an der Ems. Nach dieser Aufstellung waren es 37 Püntker mit 11 Pünten. Die Zahl der Pünten und Püntkerfamilien wuchs einschließlich Wesuwe und Landegge bis 1855 auf 90 Pünten und weit über 100 Püntkerfamilien.

1856 wurde die Hannoversche Westbahn von der nördlichsten Westfalens, Rheine, nach Em­den zur Nordseeküste gebaut. Dagegen konnten die Harener mit ihren Pünten, die vielleicht 50 -100 t trugen, nicht konkurrieren. Der Bestand an Pünten und Püntkern ging über die Hälfte zurück.

Was machten die, die im Gewerbe blieben?

Für den mittleren und unteren Verlauf der Ems konnten die Pünten noch etwas größer gebaut werden. Auch fing man mit der Seefahrt an. Die Pünten bekamen einen anderen Bug, wurden Spitzpünten, denn mit der alten Bugform konnte man nicht zur See fahren. Ebenso wurden die Pünten „gedeckt“, was auf der Ems ja nicht erforderlich war.

Die erste Spitzpünte, die „Virgo Maria“, wurde 1862 in Haren gebaut. Um 1900 gab es in Haren 11 Seegehende Pünten für die Nord- und Ostsee. Die Spitzpünte „Helene“ 1892 in Ha­ren gebaut, überquerte sogar einige Male den Atlantik nach Brasilien, wo sie 1905 verkauft wurde.

Verluste auf See waren damals sehr groß. Von den 11 Spitzpünten gingen 7 unter, meist mit der ganzen Besatzung. Um Verluste finanziell abzusichern, wurde 1875 der Amisia – Schiffs­versicherungsverein gegründet. Das erhöhte Risiko der Fahrten wurde so auf die Schultern einer Gemeinschaft verteilt.

1906 gründeten 23 Harener Schiffseigner eine Genossenschaft unter dem Namen „Schiffer-Transport-Verein Haren“. Hauptziel der Genossenschaft, die im gleichen Jahr bereits auf 57 Mitglieder anwuchs, war das Besorgen der Ladung, die gerechte Verteilung des Frachtgutes sowie die Sicherung einer angemessenen Vergütung für die Transportleistungen.

Nach dem 1. Weltkrieg ab 1925 wurden viele neue Schiffe meist in Holland für Harener Schiffer gebaut. Das waren Motorsegler, Schleppschiffe, Kähne, Schlepper, Wattfahrer, alle aus Eisen. Die Zeit der hölzernen Pünten war endgültig vorbei. 65 Motorsegler für Küsten­fahrt und Kanäle wurden bis 1938 gebaut, einige über 300 t groß. Verluste im 2. Weltkrieg durch Kriegseinwirkung und Ablieferung waren zahlreich.

1950 kamen die ersten Kümos mit Heimathafen, 1956 auch etwa 10 neue Binnenschiffe. Auch wurden in dieser Zeit in Haren eine ganze Reihe Schleppschiffe motorisiert.

Heute sind in Haren über 40 Binnenschiffe zwischen 1000 – 3.000 t beheimatet, die auf den europäischen Wasserstraßen ihr Geld verdienen. Etwa 260 Seeschiffe zwischen 2.000 und 30.000 t werden heute in Haren bereedert. Diese Schiffe haben also Größen erreicht, die es nicht mehr ermöglichen, Haren anzulaufen. Sitz der Betriebsstätten ist zwar Haren, aus wirt­schaftlichen Gründen sind viele Schiffe aber ausgeflaggt.

Die Harener Schifffahrt beschäftigt zurzeit über 4.000 Personen. Davon sind etwa 3.500 See­leute auf den Seeschiffen und 100 auf Binnenschiffen. Daneben gibt es in den Reedereikonto­ren noch etwa 400 Landarbeitsplätze.

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Die Harener und das H
Kaspar Held, im Dezember 2005

Bis etwa 1960 hatten manche Harener Schwierigkeiten beim Aussprechen des H.

Wo ein H gesprochen werden musste, z. B. Hermann, wurde Ermann gesagt, wo keines gesagt werden musste, z.B. Ems, wurde Hems gesagt.

Die Ortschaften in der Umgebung wussten das und hatten dafür einen besonderen Spruch für die Harener. Dieser ist vielen sicher noch bekannt: „ In Aren an de Hämes legt de Äuhner dicke Heier.“

Man erzählt sich, dass ein Schiffer einmal beim Durchfahren einer offenen Schleuse bzw. einer Schleusung Angaben machen sollte über Ladung, Ladehafen und Löschhafen. Der Schleusenwärter rief ihn an, natürlich ohne Lautsprecher, aber wohl laut genug. Er fragte: „Na, Schepers Vader, wat häb i dann nu vör ne Reise?“ Schepers Vader antwortete: „Ik äb Herz von Hemden na Hessen.“ (Ich habe Erz von Emden nach Essen).

In der Schifferberufsschule in Haren erklärte ein Harener Lehrer beim Diktieren noch 1953: „Und jetzt ein H wie Einrich“, und jeder wusste jetzt, es musste ein H sein. Beim Wortanfang ohne H sagte er wie „Hems“; alle wussten dann, dass es ohne H geschrieben werden musste.

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Bilder aus der Jugendzeit
Bernhard Jüngerhans, Herbst 2008

Zu Haren auf der Schleusenbank, genannt die Schiffersruh,
da schaut ein alter Fahrensmann dem Schiffsverkehr still zu.
Sein Leben lang hat er gefahren, jetzt kommt der Herbst des Lebens,
doch auf das große Lebensglück, da wartete er vergebens
Nun reckt der alte Fahrensmann die steifen Rheumaglieder,
und Bilder aus der Jugendzeit, die kehren immer wieder.

Da war doch mal, wann war das noch, ein langer strenger Winter.
Die Menschen litten große Not, doch freuten sich die Kinder.
Zum Schule heizen gab’s kein Torf, doch gab es reichlich Schnee,
Sie konnten lange Schlittschuh fahrn auf dem gefrorenen See.
Für alte Leute war’s beschwerlich, für Kinder ein Genuss.
Noch lange hielt der Winter an, doch im April war Schluss.

Da war doch mal, wann war das noch, ein völlig nasser Frühling.
Es hat geregnet wochenlang im Emsland und im Hümmling.
Die Flut der Ems stieg immer höher, quoll über Äcker, Wiesen,
da konnte man mit einem Floß, ’ne schöne Zeit genießen.
Wasser, Wasser, nichts als Wasser, in Haren rings umher,
sie spielten Käp’ten und Pirat, der Garten war das Meer.

Da war doch mal, wann war das noch, en richtig heißer. Sommer.
In flachen Buchten an der Ems, da badeten sie immer.
Und nach dem Wasser gab es dann, ein Bad im heißen Sand,
was man so nach den kühlen Fluten, als angenehm empfand.
Und wenn sie mochte, cremte er, ganz stolz und voll Entzücken ,
mal vorher und mal hinterher, ihren braunen Rücken.

War glücklich auch die Jugendzeit, so bleibet doch der Herbst,
des Menschen schönste Lebenszeit, das sag ich voller Ernst.
Die satte Ernte fährt man ein, es ruhen die müden Hände.
man faltet sie und zeigt damit Zufriedenheit am Ende.
Dann reckt der alte Fahrensmann die steifen Rheumaglieder,
und Bilder aus der Jugendzeit, die kehren immer wieder.

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Neujahrshörnchen
Von Bernhard Jüngerhans, Januar 2010
nach einer wahren Begebenheit
1) „Viel Glück und Segen im neuen Jahr“ . . . . .
. . . . . „Das gebe Gott und werde wahr“
So grüßt man sich zur Jahreswende
und schüttelt Freund und Feind die Hände.

2) Auch wird, weil es dazu gehört,
Spezialgebäck zum Tee serviert.
Die „Neujahrshörnchen“, so benannt,
sind auch in Haren wohlbekannt.

3) Bernd hat der Lotti mit Bedacht,
sein eigenes Rezept gebracht.
Hat es häufig optimiert
und auch gründlich ausprobiert.

4) Lecker war`n sie anzuseh’n,
zart und knusprig, --- wunderschön.
Ja, so müssen sie gelingen,
soll`n sie der Lotti Lob einbringen.

5) Jetzt will sie backen für die Lieben,
Wo ist das Rezept geblieben?
Ist doch immer hier gewesen.
Neulich hab ich’s noch gelesen!

6) Den Schrank, die Lade räumt sie um,
langsam wird ihr das zu dumm.
So stellt sie alles auf den Kopf.
Da liegt es ja, im Teigrührtopf.

7) Zwischendurch per Telefon,
spricht sie mit Martin, ihrem Sohn:
„ich lade euch zu Neujahr ein,
es gibt Hörnchen, lecker, fein.“

8) Zur rechten Zeit, wie sich gehört,
wird die Masse angerührt.
In den Kühlschrank über Nacht,
morgen wird das Werk vollbracht.

9) Dick ist noch der Teig wie immer,
etwas Wasser macht ihn dünner.
So, nun ist er, wie er muß,
hei, das wird ein Hochgenuss.

10) Und das heiße Hörncheneisen,
kann jetzt in der Tat beweisen,
dass knuspriges Gebäck entsteht.
nachdem der letzte Dampf verweht.

11) Doch das Erstaunen ist recht groß,
das Eisen lässt den Teig nicht los!
Sie konnte nur mit großen Mühen,
die Backen auseinander ziehen.

12) Auch die Nummern zwei und drei,
ergeben braune Kleberei.
Die Lotti zieht den Stecker raus.
kratzt die verkohlten Reste raus.

13) Dann fängt sie an zu überlegen,
woran hat das denn nur gelegen?
So überlegt sie her und hin,
und geht dann zu der Nachbarin.

14) Die hat mit ihr den Fall studiert,
auch der war das noch nie passiert.
Sie sagt, dass sie im Haus ja Oma hat,
die weiß bei so was immer Rat.

15) Die Oma war seit siebzig Jahren,
im Kuchenbacken sehr erfahren.
Doch Oma sagt am Schluss voll Groll:
„es klappt nicht so, wie es wohl soll.“

16) Und Lotti spricht, ich hab’s gelernt,
es liegt nur am Rezept von Bernd.
Der wendet sich enttäuscht und geht,
weil er die Welt nicht mehr versteht.

17) Den Rest der Soße, stellt euch vor,
entsorgt sie durch das Abflussrohr.
Holt sich dann in aller Ruhe,
’ne Mettwurst aus der Tiefkühltruhe.

18) Zum Erhitzen auf die Schnelle,
öffnet sie die Mikrowelle - - - oh, welch ein Schreck! - - -
da liegt ja noch, du liebe Mutter,
für’s Backrezept ein halb Pfund Butter!

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Gespenster und  böse Geister auf der Harener Bleiche!
Verfasser : Bernh.  Jüngerhans      Sept. 2010

Vor langer, langer Zeit, als es in Haren noch keine festen Straßen gab, legte man die großen, weißen Wäschestücke,  wie zum Beispiel Bettlaken, Tischtücher  oder die langen Bahnen des frisch gewebten Leinen auf der sogenannten Bleiche, aus.

Das war eine Wiese mit gleichmäßigem, sauberem Grasbewuchs. Die Harener Bleiche befand sich etwa im Bereich der jetzigen  Uferstraße, die damals nur aus einem Sandweg  mit einem kleinen  Bauernhof im südlichen Teil sowie einzelnen Wohnhütten bestand.  Der sandige Boden ließ nur einen emsländischen Kurzrasen zu.  Entlang des Ufers wuchsen Weiden, die jährlich zurück gestutzt wurden, um das Treideln der Pünten nicht zu behindern.

 

Einzelne Schlehen-  und Wacholderbüsche  belebten die ansonsten kahle Fläche der Bleiche.

 

Wenn die Abende im Herbst länger wurden,  trafen sich gern  Nachbarn, Bekannte und Freunde auf dem  Bauernhof in der gemütlichen Kaminecke und erzählten sich am offenen Feuer interessante Neuigkeiten   und spannende Erlebnisse. 

 

Mit vorrückender Stunde  wurden die Geschichten immer unheimlicher und gruseliger und oft kam die Wahrheit dabei zu kurz.

Die Bauernleute hatten einen fleißigen Sohn von 18 Jahren, der den Hof erben sollte.

Die Tochter des reichen Bürgermeisters war für ihn als Ehefrau ausgesucht worden.

Doch der Sohn hatte andere Pläne.  Er war in das hübsche Hausmädchen des Pastors verliebt und damit war  Ärger in der Familie nicht zu vermeiden.

 

Die beiden Verliebten konnten sich  nur selten sehen, denn tagsüber mussten sie arbeiten, und abends hatte das Mädchen furchtbare Angst vor Gespenstern und Geistern,  ausgelöst durch die abendlichen Erzählungen.

 

Eines Tages bemerkte der Bauer, dass in der Vorratskammer einige Lebensmittel fehlten.  Er legte sich auf die Lauer und schon am dritten Tag erwischte er einen Landstreicher,  der sich in der etwas  abseits vom  Hof gelegenen  Heuscheune ein Winterquartier eingerichtet hatte.

 

Der Bauer war wütend und drohte mit der Obrigkeit und harter Bestrafung, doch der Dieb jammerte so sehr, dass der Bauer ein Einsehen hatte und sagte, vielleicht habe er eine Arbeit für ihn, er solle nur bis zum nächsten Tag in seinem Nest warten.

 

Als der Bauer am Abend mit seiner Frau allein war, erzählte er das Erlebnis und machte den Vorschlag, der Dieb solle für Kost und  Logis  hin und wieder nachts in der Nähe des Hofes und auf der Bleiche als ein Gespenst spuken,  damit das Hausmädchen völlig und für immer abgeschreckt werde. 

Die Frau war von dem Plan begeistert, denn auch sie war gegen die Verbindung des Sohnes mit dem Hausmädchen. Der Landstreicher erklärte sich mit dem Handel einverstanden, er bat aber noch um einen großen Umhang, die eine Seite weiß, die andere schwarz. Damit konnte er sich von einem weißen Gespenst blitzschnell in einen unsichtbaren Schatten  verwandeln.

 

Bald ergab sich eine günstige Gelegenheit für den ersten Einsatz des Gespenstes. Es wurde früh dunkel an diesem Abend und der Wind frischte auf.

 

Eine junge Frau sammelte  in der hereinbrechenden Dunkelheit noch hastig ein paar Wäschestücke  ein, die schon im Wind fliegen lernen wollten. Dann sah sie dort hinten am Dornbusch ein Laken im Wind schaukeln, das musste noch mit.  In Gedanken war sie schon in der Küche bei der Zubereitung einer Pfanne voll Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln, als sie den Arm hob um das Laken abzunehmen.

 

Im selben Moment  ertönte aus dem Dornenbusch ein heiser-dumpfes

“ UH - UHU – UH“    und das Wesen war spurlos verschwunden. Die schrillen Angst-

schreie der jungen Frau waren bis in die Bauernstube zu hören, sie konnte sich kaum beruhigen. Der Sohn des Bauern stürzte nach draußen, suchte alles ab, fand aber  nichts. Nach einigen Tagen erschienen den Bewohnern des Bauernhauses wiederum eine Gestalt zwischen den Schlehenbüschen und noch eine bei einer Wacholdergruppe.  Schnell war das Gespenst in der ganzen Gegend das  wichtigste Gesprächsthema. Sofort wussten die Leute auch, warum es dort spuken musste.

 

Allen voran der Pastor:   “Das ist eine Botschaft unseres Herrgott  im Himmel. Er schickt dir diese Plage, weil du noch keine Spende für die neue  Kirchenorgel abgeliefert hast.“

 

Eine einsame junge Witwe, die jeden Morgen fromm in der Kirche kniete, musste  in ihrem ganzen Bekanntenkreis rumtuscheln:   “die Bäuerin hat wohl was mit dem Knecht, ihr wisst schon, …..ja, ja …glaub ich bestimmt!

 

Ein “guter Freund“ des Bauern vermutete: “er hat sicher den Grenzstein des anliegenden Grundstückes zu  seinen eigenen Gunsten um  10 Schritte versetzt.

Nun rächt sich der Betrogene.“ So schwirrten die Phantasien als böse Geister über der Harener Bleiche, ähnlich den Fledermäusen  ständig nach Beute suchend.

Übrigens: Fledermäuse gibt es in dieser Gegend auch heute noch.                                                                                                                              

 

Doch das Gespenster-Theater war damit noch lange nicht vorbei. Der Bauernsohn war völlig ratlos. Seine Herzensdame hatte sich geäußert, sie müsse von hier fortziehen, weil sie die Angst nicht mehr ertragen könne. In seiner Verzweiflung wandte sich der Junge an den Herrn Pastor selber und bat ihn  um eine Lösung.

 

Der Pastor sah, wie ernst es dem Jungen war, und meinte schließlich: er könne ja

mal das gesamte Anwesen samt Haus und Hof und Scheune mit heiligem Weihrauch aussegnen, das hilft vielleicht, wenn man daran glaubt.

 

Gesagt, getan. Der Pastor kam  mit seinem Weihrauchschwenker, durchmaß das ganze Anwesen mit hochwürdigem Schritt, qualmte innen, qualmte außen und murmelte  fromme Gebete.

In der Heuscheune  mussten einige Körner Weihrauchharz nachgelegt werden, damit es ordentlich wirke.  Dabei fiel, von niemand bemerkt, ein Stück Glut zu Boden  …… 

 

Sie saßen schon in der  „Besten Stube“ bei Kaffee und Kuchen und diskutierten über

den Glauben an  gute Gespenster und böse Geister,   da schrie es laut über den Hof:                                                                                                                                                                                                                                    

„ FEUER …………….… FEUER   I N    DER   HEU – SCHEUNE  !

 

Der Bauer rief aus voller Kehle nach dem Gespenster-Schauspieler, befahl seinen Leuten, eine Eimerkette vom Brunnen  zur Scheune zu bilden und stürzte sich in die Scheune, das gute Gespenst zu retten.  Doch das hatte schon alles gehört, kam herausgerannt und hakte sich  in die Eimerkette mit ein. Auch der Pastor war redlich bemüht, theoretisch die Folgen der aus dem Ruder gelaufenen Beweih-Räucherung  einzudämmen: er fiel auf die Knie und betete laut:

   “Oh   Gott  -   Oh  Gott ……“                                          

Aber es half alles nichts, die Scheune brannte nieder. 

 

In einiger Entfernung,  hinter dem großen Schlehenbusch, stand eine Gruppe schwarz gekleideter Damen und starrte in die sterbende Scheunenglut. 

 

Hart kritisierten  sie die heutige Jugend, die schon in so jungen Jahren zusammenleben wollte.  “Schadet denen nichts,  wir durften das früher auch nicht,   kommt nichts Gutes bei raus, siehst ja wohl.“ Doch die Zeit heilt Wunden.

 

Einige Monate später saßen sie alle zusammen im Kreis auf der Diele, der Landstreicher strich seine Fidel und sie sangen die schönen Heimat- und Hochzeitslieder.

Kräftige Männerhände formten aus Tannengrün einen langen Kranz, während  die Frauen aus Krepp weiße und rote Papierröschen zauberten.

Draußen an der Tür hing ein Schild:

 

*   *   *   *   *   *   *   *   *

*     Für böse Geister        *

*    heute geschlossen       *

*                                        *

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